Nachhaltig... But why?

Nachhaltig... But why?

Der Begriff Nachhaltigkeit wird mittlerweile so inflationär benutzt, dass es vielen Menschen schwerfällt, zu sehen, was wirklich nachhaltig ist und worauf es hier ankommt. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, möchten wir euch in diesem Beitrag eine kurze Begriffsklärung geben und aufzeigen, warum es so dringend notwendig ist, dass die Menschen weltweit wirklich nachhaltig handeln. In unserem nächsten Blogbeitrag gehen wir dann auf die Frage ein, welche gesellschaftlichen Akteure hier besonders gefragt sind, welche Rolle Foodwaste dabei spielt und was jede:r einzelne tun kann.

Was ist Nachhaltigkeit?

Definition: Nachhaltigkeit bezieht sich auf Praktiken, Strategien und Entwicklungen, die darauf abzielen, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Der Kern des Konzepts ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Lebensfähigkeit.
Ursprung des Begriffs: Der moderne Begriff der Nachhaltigkeit hat seine Wurzeln in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts, insbesondere in Deutschland, wo Holz ein kritischer Ressourcenbestandteil war. Der Forstmeister Hans Carl von Carlowitz prägte den Begriff der „nachhaltigen Nutzung“, der die Idee vorschlug, dass man nur so viel Holz fällen sollte, wie der Wald durch natürliches Wachstum reproduzieren kann.

Anwendungsfälle und Relevanz für Querfeld

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit:

Ökologische Nachhaltigkeit: Sie zielt darauf ab, die Umwelt und natürliche Ressourcen so zu bewahren, dass Ökosysteme stabil bleiben und natürliche Funktionen aufrechterhalten werden. Maßnahmen umfassen die Reduktion von Emissionen, Schutz der Biodiversität und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.
Soziale Nachhaltigkeit: Diese Säule betont die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit, Menschenrechten und Gleichstellung. Sie umfasst Initiativen, die darauf abzielen, die Lebensqualität für alle zu verbessern, Bildung und Gesundheitsversorgung zugänglich zu machen und starke Gemeinschaften zu fördern.
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Diese Säule konzentriert sich darauf, dass ökonomische Aktivitäten langfristig tragfähig sind, ohne dabei ökologische oder soziale Ressourcen zu erschöpfen. Dies schließt faire Handelspraktiken, Unternehmensverantwortung und wirtschaftliche Entwicklung ein, die breiten Bevölkerungsschichten zugutekommt.
Die Kombination dieser drei Säulen bildet das Fundament für nachhaltige Entwicklung, die global durch Initiativen wie die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihre nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) gefördert wird.

Aber warum überhaupt nachhaltig handeln?

Bis Anfang 2020 schien es in unserer Wahrnehmung so, als würden zumindest in Deutschland immer mehr Menschen die Notwendigkeit für ein entschiedenes Handeln für mehr Nachhaltigkeit begreifen. Vier Jahre später haben wir eine globale Pandemie hinter uns (welche von einigen Menschen übrigens auch auf den sehr wenig nachhaltigen Umgang von uns Menschen mit Tieren zurückgeführt wird) und blicken auf zahlreiche gewalttätige Konflikte sowie auf deren direkt und indirekte Folgen für uns als Gesellschaft. Die Ängste vieler Menschen treiben sie zu denen, die scheinbar einfache Antworten liefern, welche die Komplexität der globalen Herausforderungen zwar ignorieren, aber eben leichter zu verstehen sind. Themen der Nachhaltigkeit werden immer mehr der Verantwortung einer Partei zugeschrieben und von vielen schon aus Protest gegen diese Partei abgelehnt. Dabei zeigt uns die Wissenschaft - und mittlerweile auch die Natur selbst - ganz eindeutig: Je länger wir zögern zu handeln, desto härter werden die Folgen und damit die zukünftigen Herausforderungen!

Ganz einfach gesprochen ist nachhaltiges Handeln entsprechend der obigen Definition deshalb so wichtig, damit es Menschen in Zukunft möglich ist, auf der Erde ähnlich gute Bedingungen zum Leben vorzufinden, wie es sie jetzt gibt. Eine Gruppe von 28 Wissenschaftler:innen hat unter Leitung von Johan Rockström verschiedene planetare Grenzen definiert, innerhalb welcher menschliches Leben sicher stattfinden kann. Die Arbeit an dem Konzept der planetaren Grenzen wurde seitdem weiter fortgeführt und der letzte Artikel hierzu erschien 2023.

Überschreiten von Grenzen: Das Spiel mit dem Feuer

Die "planetaren Grenzen" sind Schwellenwerte, die wir nicht überschreiten dürfen, wenn wir die Erde in einem stabilen Zustand halten wollen. Die Grenzen umfassen Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Landnutzungsänderungen und mehr. Das Problem? Wir haben bereits 6 von 9 dieser Grenzen überschritten.

Von Chemikalien und Aerosolen: Die unsichtbaren Feinde

Neben den offensichtlichen Übeltätern wie CO2-Emissionen gibt es auch Gefahren durch neuartige Substanzen und Aerosole, die in die Umwelt freigesetzt werden. Diese können unvorhergesehene und langanhaltende Effekte auf die Stabilität unseres Planeten haben. Einmal wurde dies bereits sehr deutlich, als v.a. durch FCKW Stoffe Löcher in der Ozonschicht entstanden. Aktuell werden jährlich tausende Stoffe in die Umwelt emittiert, ohne dass wir deren Folgen und Wechselwirkungen kennen.
Die nachfolgende Grafik zeigt, welche planetaren Grenzen aktuell in welchem Maß ausgereizt sind. Der grüne Bereich ist der “Safe operating Space”, also der Bereich, in welchem keine oder nur sehr geringe Auswirkungen auf das menschliche Leben erwartet würden.

Die Konsequenz des Nichtstuns

Wenn wir weiterhin die Warnsignale ignorieren und die planetaren Grenzen missachten, steuern wir auf eine Zukunft zu, in der die Erde eine deutlich feindseligere Umgebung für das menschliche Leben darstellen könnte. Die Liste an Folgen ist lang und umfasst unter anderem heftigere Wetterextreme, geringere Ernten und den Verlust von Lebensraum – was wiederum zu Fluchtströmen und zusätzlichen sozialen Spannungen führen wird.

Die gute Nachricht: Wir können noch steuern

Uns ist bewusst, dass das Thema beim Lesen vermutlich nicht gerade aufbauend ist und dennoch müssen wir alle darüber sprechen. Es gibt nämlich auch gute Nachrichten:
Die Forschungen zeigen Wege auf, wie wir das Ruder noch herumreißen können. Dies erfordert integrierte und globale Managementstrategien, die sowohl auf wissenschaftlicher Erkenntnis als auch auf politischer Weitsicht basieren. Wir müssen das Bewusstsein schärfen und nachhaltige Praktiken in allen Bereichen unseres Lebens implementieren – von der Energiegewinnung über die Landwirtschaft bis hin zum persönlichen Konsum. Im nächsten Blogbeitrag werden wir darauf auf globaler sowie nationaler Ebene eingehen.

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Quellenangaben:
Grafik Überschreitung der planetaren Grenzen

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